Die deutsche eMTB Meisterschaft in Bad Wildbad am 6/7.07.19 und ich – eine gute Idee?

Es geschah im Frühjahr; draußen war es kalt und regnerisch, ein Wetter also, um es sich am Ofen so richtig gemütlich zu machen. An so einem Tag las ich zufällig im Internet von einer eBike Meisterschaft in Bad Wildbad.

Da ich noch nie an einem Rennen teilgenommen hatte, weder mit mit einem normalen Rad noch mit einem Mountainbike, klang das in dem Augenblick für mich verlockend; man fährt ja schließlich mit Motorunterstützung, was soll da schon schiefgehen…

Nachdem die bessere Hälfte höchstens ein bisschen die Augen verdrehte, mich aber nicht als komplett durchgeknallt bezeichnete, war nicht nur die erste Hürde genommen, sonder stand mein Plan fest: Ich alter Dackel mit über 60 Jahren, ich werde da da mal mitmachen….
Gesagt, getan. Anmeldung ausgefüllt, Geld bezahlt, Ferienwohnung gebucht. Alles in Butter.

Je näher der Termin rückte, desto unsicherer wurde ich dann aber doch. Keinerlei Rennerfahrung, verschiedene Disziplinen auf dem Programm und ich bestimmt als einer der ältesten Teilnehmer: Wie blöd darf man in meinem Alter denn noch sein?

Der Wettkampf sollte in folgenden Disziplinen stattfinden: Cross Country, Dual Slalom, Uphill, Enduro sowie Sprint.
Nachdem ich vor Ort erfahre, dass die Enduro-Teilnahme nur mit Vollvisierhelm, Schienbeinschutz, Ellbogenprotektoren sowie Brust- und Rückenpanzer möglich ist, beschließe ich da nicht mitzumachen.
Das Ziel wird neu gesteckt und lautet nun: Beim Cross-Country mitzufahren und NICHT Letzter zu werden, das ist mein Ansporn und ich hoffe inständig, dass meine Fahrtechnik und meine langjährige MTB Erfahrung mir hier zugute kommen mögen. Die Möglichkeit, die Strecke vor dem Startschuss abzufahren und sich einzuprägen, lasse ich großzügig aber ungenutzt verstreichen…

Beim Start sind alle Zweifel wie weggeblasen; ich hatte keine Vorbereitung, kein spezielles Setup am Rad sondern lediglich die Kette geölt und den Luftdruck der Reifen geprüft; das muss doch reichen, wenn man sowieso keine Chance hat…

Der Start selbst erfolgt in drei Gruppen, die im Abstand weniger Sekunden den Berg hochhecheln.
Ich bin als Senior natürlich in der letzten Gruppe am Start. Von Anfang an fahre ich auf Sicherheit und versuche, wenn schon, dann meinen Platz bergauf zu behaupten oder sogar zu verbessern.
10 Runden sind angesagt, wobei es bei jeder Runde eine Höhendifferenz von 60 Metern zu überwinden gilt. Wer jetzt glaubt, das ist doch nix, da hilft ja der Motor, der irrt gewaltig!

Der Uphill Abschnitt ist teilweise eng, sehr eng sogar, mit Wurzeln und Steinen gespickt, wobei zwei oder drei richtig steile Abschnitte auch nicht fehlen: Wer hier, aus welchem Grund auch immer, aus dem Tritt kommt, hat extreme Mühe dort wieder anzufahren. Genau dies passiert mir auch, sogar zweimal. Wertvolle Sekunden gehen verloren, bis ich wieder im Sattel sitze und weiterfahren kann.

Der Puls ist nahe der Obergrenze, ich trete was geht und wechsle meinen Unterstützungsmodus immer zwischen „Sport“ und „Turbo“ .
Bergab lassen mich die jungen Wilden „stehen“, bergauf gelingt es mir teilweise, wieder etwas Boden gut zu machen. Dieses Rennen ist auf alle Fälle richtiger Sport und ich bedaure, mich nicht besser vorbereitet zu haben.
Nach neun gefahrenen Runden habe ich mir schließlich einen für mich sensationellen 11. Platz erkämpft; das heißt für mich: Weder Letzter noch Vorletzter, sondern eine Platzierung im hinteren Drittel. Was will ich mehr?
Am Sonntag, dem zweiten und letzten Renntag, nehme ich nicht mehr am Geschehen teil. Nachdem es in der Nacht zuvor extrem regnete, bin ich mir sicher, aufgrund des bevorstehenden Jahresurlaubs nicht meine Gesundheit auf der Enduro-Strecke zu riskieren. Ich weiß, ich käme da runter, aber eben nicht auf Zeit, sondern auf Sicherheit gefahren. Diese Verweigerung wirft mich im Gesamtranking auf den 14. Platz von 17 zurück. Aber: Kein Sturz, keine Verletzung, alles gut.
Der Urlaub kann kommen.

Ich bin mir sicher, so was mache ich nicht mehr mit. Aber wer weiß schon, wozu einen die langen Winterabende nicht verleiten, wenn man so arglos im Internet surft?